Am Wochenende ging es in Hamburg zunächst gegen den Letztplatzierten Norderstedt, der mit einer Aufstellung mit knapp über 2300 ELO antrat. Zum Vergleich: In der 2. Liga West am Sonntag lagen alle zehn Mannschaften darüber, manche nur leicht, manche deutlich. Mit anderen Worten heißt das, das dieses Team mit der Aufstellung auch hier zu den Abstiegskandidaten gehören würde; im Oberhaus sind somit deutliche Niederlagen kaum zu vermeiden, und so kam es dann auch: Friso Nijboer hatte zwischendurch sicher auch Gewinnaussichten, verspielte seinen Vorteil aber und musste seinem Gegner ein Remis konzedieren. An den anderen sieben Brettern setzte sich mal glatt, mal nach einem Fehler des schwächeren Spielers der nominell deutlich stärkere durch – und das waren an allen sieben Brettern wir. Eine Beschreibung einzelner Partien erübrigt sich hier, belassen wir es daher mit der nüchternen Feststellung, dass der 7,5:0,5-Sieg natürlich die Rekordmarke unserer jungen Bundeligageschichte darstellt und vermutlich für lange Zeit oder alle Ewigkeit Bestand haben wird. Bemerkenswert war an der fünften Runde eher, dass die Münchner Bayern den favorisierten Hofheimern Paroli bieten und ein 4:4 erreichen konnten. In den anderen Kämpfen setzte sich jeweils der Favorit durch, wobei Baden zum vermutlich ersten Mal einen Spieler unter 2500 einsetzte. Geht eigentlich nicht, weil alle Spieler vom 1 bis 16 über 2600 haben, aber es gibt nach noch die Juniorenregel. Der junge FM, der an 17 gemeldet ist, erzielte bei seinem ersten (und vorerst letzten?) Einsatz immerhin zwei volle Punkte. Ob das die neue Aufstellungspolitik ist, weiß ich nicht, habe aber Zweifel. Es ist wohl eher Terminkollisionen mit Topturnieren geschuldet, so waren z.B. nicht weniger als fünf der ersten Acht aufgrund der „London Chess Classics“ verhindert. Nun ja, Jogis B-Team gewinnt den Confed-Cup und Badens zweiter Anzug genügt zumindest für Dresden (eher knapp) und Berlin (eher deutlich). Mit der letzten Begegnung wären wir auch schon beim Sonntag, wo der Gastgeber Hamburg unser Kontrahent war. Zwei etwa gleich starke Mannschaften trafen da aufeinander, was einen offenen Kampf erwarten ließ. Leider kam recht schnell Sand ins Getriebe, denn Friso Niboer versuchte es in einem Königsinder mit einem Qualitätsopfer Turm gegen schwarzfeldrigen Läufer. Irgend wie kam der Lg7 dann aber nicht wie gewünscht oder erhofft zru Wirkung, insbesondere ließ sich keine Blockade auf f4 errichten. Nachdem weiß f4 und e5 durchgedrückt hatte war klar, dass man für Schwarz schwarz sehen musste – die Partie endete dann auch vor Zug 40 mit Tor für Hamburg. Zusammen mit dem ereignislosen Remis an drei lagen wir zur Zeitkontrolle hinten. Hoffnung keimte auf, da Jorden das Endspiel deutlich besser behandelt als sein Gegner „Schachprinz“ Rasmus Svane und einen vollen Punkt einheimsen konnte. Ilja wurde trotz seiner „holländisch-aggressiven“ Eröffnungswahl (oder gerade deshalb) vom Bundestrainer Rogozenco – der nach meinem Gefühl nie mehr als den halben Punkt wollte – ausgebremst und musste sich in die Punkteteilung schicken. Falko Bindrich hatte optisch etwas Vorteile gegen den Dänen Hansen, aber der hielt den Laden letztlich problemlos zusammen und so kam es auch hier zum Remisschluss. Bei Jordens Bruder Lucas waren die Rollen entgegengesetzt oder auch gleich: Der erfahrenere Spieler (hier Thies Heinemann) zeigte bessere Technik und verdichtet seinen Minivorteil (Bauernsturktur und Raum) nach und nach, bis am Ende der schwache Bauer weg war und die 4:3-Mehrheit im Springerendspiel für den vollen Punkt reichte. Christian hatte gegen Sebastian (in dem Fall ein Nachname) etwas Vorteil rauspressen könnenin Form einer Qualität gegen einen Bauern, aber das erwies sich als nicht ausreichend für einen vollen Punkt. Lupulescu schließlich versuchte alles, um aus dem „Stein“ Huschenbeth Wasser zu pressen, aber trotz zahlreicher Zugwiederholungen und einem zwischenzeitlichen Mehrbauern bei ungleichen Läufern reichte es auch hier nicht – Remis nach über 80 Zügen. Unterm Strich eine knappe und etwas ärgerliche 3,5:4,5-Niederlage, aber letztliche haben die Hamburger aus den beiden Partien, wo sie Gewinnaussichten hatten, auch zwei volle Punkte geholt und wir aus drei oder vier besseren Stellungen eben nur einen Sieg, das muss man akzeptieren. (Ich erinnere daran, dass beim 4:4 gegen Zugzwang München und dem Sieg gegen Berlin eher wir von Caissa begünstigt waren, diesmal lächelte sie mehr der anderen Seite zu.) Eine Sensation war der knappe Hamburger Sieg nicht (auch ein knapper Sieg von uns oder ein 4:4 wäre das nicht gewesen), ebenso wenig das 7:1 im Parallelkampf Solingen-Norderstedt. Leicht überraschend war, dass Speyer nur knapp gegen Dresden verlor und auch den Sieg von Bremen gegen Deizisau hätte man nicht zwingend erwartet, aber das ist noch im Rahmen der üblichen Schwankungen. Angebracht ist der Begriff „Sensation“ aber sicherlich für die weitere Leistungssteigerung von Bayern München, die gegen deutlich überlegene Hockenheimer einen Sieg einfahren konnten. Gut, da war etwas Glück dabei (Wagner verschusterte eine bessere Stellung zum Verlust), aber das Ergebnis zählt und lässt wohl bei der Schachabteilung der Fußballer Blütenträume reifen, ob man diesmal nicht die Klasse sportlich durch Erreichen von Platz 12 halten könnte.
Davon (von der Abstiegszone) sind wir weit entfernt auf Platz 4, und „das ist auch gut so“, wie ein Politiker mal in völlig anderem Kontext feststellte. Wir können uns also schon mal auf die nächste Doppelrunde Anfang Februar freuen, da geht es wieder in nördliche Richtung – die Gegner werden Mülheim und Gastgeber Bremen sein.