Das zweite Spielwochenende hatte für unser Team etwas von einer Schiffsschaukel. Am Samstag ging es gegen den Abstiegskandidaten Griesheim mit einem ELO-Vorteil von im Durchschnitt 122, das entspricht einer Gewinnerwartung von ziemlich genau 2/3 bzw. an acht Brettern 5,36. Der Kampf ging glatt 5,5:2,5 aus, wobei der niederländische Meister Jorden van Foreest mit einem aggressiven Aufbau mit Schwarz schnell auf die Siegerstraße kam. Ich möchte zwar bezweifeln, dass er bei Da5 schon geplant hatte, die fünfte Reihe zu räumen und mit Da5xh5 entscheidende Drohungen auf der h-Linie aufzustellen – aber genau so kam es. Ilja kam mit seinem Reti-System ziemlich rasch zu Raum- und dann auch zu Materialvorteil. Der Mehrbauer ging kurzfristig wieder verloren, aber gegen das Läuferpaar war dann nichts mehr auszurichten. Christian rang seinen Gegner allmählich nieder und alle anderen Partien gingen Remis aus; also eine klare Sache. Am Sonntag dann ging es gegen das Top-Team aus Hockenheim, und da blies der ELO-Wind mit über 100 Punkten ins Gesicht: Knapp 2500 Schnitt gegen über 2600. Die undankbarste Aufgabe bzw. den größten Nachteil hatte dabei Lucas van Foreest an 8, er sah sich mit den schwarzen Steinen einem Spieler von knapp 2600 gegenüber (die Mannschaft von Hockenheim ist in der Mittelachse extrem gleichmäßig besetzt). Er versucht der gegnerischen Vorbereitung mit 1.d4 h6 auszuweichen, aber überzeugen kann mich das nicht. Vielleicht hätte er mit „klein weiter spielen“ sich länger halten können, aber nach dem missglückten Befreiungsversuch e5 gelangt ein weißer Springer nach f5, und dann war auch schnell Schluss, die Batterie Lb2 Dc3 zusammen mit dem Springer war nicht auszuhalten. Friso Nijboer hatte es mit Gioco piano versucht, sich aber Schwächen auf h3, g4 und e4 eingehandelt, die der Gegner zu einem Sieg vor der Zeitkontrolle nutzte. Donchenko war unter Druck und hatte wohl deshalb wie es scheint verfehlt die Dame getauscht mittels Dxc2 Kb2xc2, er hätte tauschen lassen sollen. Der Unterschied bestand darin, dass der auf b7 eindringede weiße Turm vor dem Tausch gefesselt werden konnte und danach eben nicht mehr, weil der weiße König nicht mehr auf der b-Linie stand. Die Qualität ging verloren und damit trotz langen Kampfes auch die Partie. Christian wurde diesmal niedergerungen, wobei das Springerendspiel zu halten gewesen sein muss, aber das von hier aus natürlich leicht zu sagen bzw. zu schreiben. Zusammen wir vier Remispartien gab es eine deutliche 2:6-Pleite. Damit stehen wir momentan unterm Strich, da schon einige der Abstiegskandidaten untereinander gespielt haben und so zu Punkten kamen. Am meisten Aufsehen erregte dabei am Samstag das 5:3 von Speyer-Schwegenheim über Dresden trotz mehr als 200 Punkten ELO-Unterschied. Die Dresdner Eljanov, Almasi, Nisipeanu und Bartel brachten an 1-4 genau einen halben Punkt zusammen, das konnte im Unterhaus nicht mehr kompensiert werden. Nach diesem Coup trauert man in der Pfalz sicher der Niederlage gegen Bayern München vom Auftaktwochenende hinterher, sonst wäre man erst mal ziemlich weit oben für einen Aufsteiger. Nicht erfreut wird der Bremer Captain Olaf Steffens sein: Werder Bremen hat ein ziemlich schweres Auftaktprogramm und gegen Hockenheim und Solingen verloren und wurde am Sonntag auch noch von Mülheim-Nord rasiert – sieben Remisen und eine entschiedene Partie am Spitzenbrett ist auch nicht alltäglich, damit war Navara der Held des Tages und ist vorerst Topscorer der Liga mit 4 aus 4. (Dabei sieht er so harmlos aus…). Den Mülheimern muss man Nehmerqualitäten attestieren, hatten sie doch am Vortag gegen Hamburg mit 2:6 das Nachsehen gehabt. Alle anderen Mannschaftsergebnisse waren normal bzw. erwartungsgemäß, von der Tabellenspitze grüßen neben Hockenheim Solingen und Baden-Oos, die (Zufall oder nicht? Ich denke zweiteres.) erst am Samstag der zentralen Endrunde aufeinander treffen werden.
Wir bekommen es zunächst am ersten Wochenende im Dezember bei unserer Heimpremiere mit den Hansestädtern aus Hamburg und Bremen zu tun, das wird alles andere als ein Spaziergang!