Nach dem überraschenden, aber durchaus verdienten Sieg gegen Solingen wollten wir gegen deren Reisepartner Mülheim natürlich nachlegen. Wie vorher abgesprochen rotierte Ilja Zaragatzki (der Kommentator von Samstag) rein und Christian Braun raus, der durfte dann meinen mehr oder wenigen sinnvollen Äußerungen im Kommentarbereich lauschen bzw. etwas dazu beitragen.
Eigentlich ließ es sich auch ganz gut an, denn nach gut zwei Stunden Spielzeit standen zwei Schwarzremisen durch Michael Hoffmann und Friso Nijboer zu Buche und die Weißspieler schienen alle Aussicht auf Vorteil zu haben, während die beiden Brüder van Foreest ganz aussichtsreich (Jorden) bis ausgeglichen (Lucas) standen. Offenbar tauge ich aber wenig als Talisman, denn ab dann ging so ziemlich alles schief: Lucas spielte nicht Lb6xe3 und a6, sondern direkt a6, was der Gegner mit Sd6+! beantwortete und nach dem erzwungenen cxd6 Lxb6 spielen konnte. Die Bauernstellung war damit ruiniert (Doppelbauer d6-d5) und im weiteren Verlauf ließ der Mülheimer keine Luft mehr rein, sondern verwertete den Vorteil ohne Wackler. Jorden schickte seinen König trotz noch schweren Materials auf dem Brett nach vorne; so was heißt unter Leser von Krabbé-Büchern „Steel-König“ nach einer Partie Steel – N.N., die aber wohl eher Fake als echt ist. Leider zog er da wohl angesichts der Zeitbedrängnis seines Gegners zu schnell und lief nach 39.-Kg4? in den Konter 40.f5!, was das Feld f4 räumt und DxSd5 nebst Tf4# drohte. Das unmittelbare Matt war zwar noch zu verhindern, aber dadurch kam Weiß zu fxe6 und exf7 – die Umwandlung in eine Dame ließ sich Jorden nicht mehr zeigen. Eine unglückliche Hand hatte auch Martijn Dambacher; in einer Stellung mit Raumvorteil und Spiel auf beiden Seiten fand sein Gegner eine gute Prophylaxe, die mehr oder minder das Abschließen des Damenflügels erzwang. Stattdessen tauschte Martijn verfehlt einen Bauern und deckte dann den angegriffenen BB3 mit Ta1-a3; danach ging aber g4 mit Angriff auf den h3-Bauern – der dahinter stehende Th1 war nicht mehr gedeckt. Der weitere Verlauf war eher traurig: Schwarz aktivierte mit dem Vorstoß a4 b3xa4 seinen Läufer von d8 nach a5 und etwas später mit e4+ den Springer auf d7, damit brach die weiße Stellung vollends zusammen. Ilja hatte eine positionelle Gewinnstellung: Bauern b2 d3 und die Kette e5-h2 und einen ewigen Springer auf c4 gegen Ba4 c5 d4 f7 g6 h7 und Lg7 bedeuteten Raumvorteil und die deutlich bessere Leichtfigur beiderseits noch zwei Türmen, aber der Vorteil glitt ihm irgendwie aus den Händen – vielleicht hat er zu früh versucht, Kasse zu machen. Alexander Donchenko schien mir gegen Berelovich angesichts der geschwächten Bauern am gegnerischen Flügel bei ungleichen Läufern auch klar vorne zu sein, aber sein Gegner schaffte es, auf den schwarzen Feldern Schwächen bei Alexander zu provozieren, so dass er sich genötigt sah, die Damen zu tauschen; damit waren für beide Seiten die Gewinnchancen perdu. Julio Granda Zuniga hatte kurz vor dem 40.Zug eine Qualität für einen Bauern erobert, sah sich aber noch erheblichen technischen Probleem gegnüber, die darin gipfelten, dass er einen ganzen Turm indirekt gegen einen gegnerischen Freibauern geben musste. Zu seinm glück konnte der den Damentausch erzwingen und dem Gegner nur noch Läufer und Randbauern übrig lassen, wobei der Läufer nicht das Umwandlungsfeld kontrollieren konnte, also „falschfarbig“ war. Fridman bewies (angesichts der Zuschauer an deren Brett?) Humor und holte das beste heraus was er konnte, indem er zwar nicht matt-, aber doch pattsetzte. Mit der 2,5:5,5-Niederlage blieben wir hinter dem Reisepartner Trier, die parallel Solingen 5:3 unterlagen.
Die übrigen Ergebnisse sind durch die Bank eher wenig spektakulär bis auf eine derbe 1:7-Klatsche der Hamburger. Baden-Oos schafft im 12. Match den 12. Sieg und ist schon ganze fünf Mannschaftspunkte vorn, kann also bei der zentralen Schlussrunde 28.04.-30.04. schon am Freitagabend durch einen Sieg gegen den Reisepartner Speyer-Schwegenheim den Titel sichern. (Vermutlich hatten sich das die Spielplan-Planer anders vorgestellt..) Speyer ist zwar momentan als 12. noch über dem Strich, aber da die beiden Münchner Mannschaften gegeneinander spielen, wird eine von beiden vorbeiziehen, wenn Speyer kein Schachwunder gegen Baden schaffen sollte. Letztlich können wir aber den Abstiegskampf mit einer gewissen Gelassenheit betrachten angesichts unseres Vorsprungs auf die fünf Kandidaten. Dennoch wollen wir natürlich nicht für Wettbewerbsverzerrung sorgen, sondern mit ordentlichen Teams möglichst viel gegen Trier und zweimal München holen; bei fünf oder sechs Mannschaftspunkten hätten wir positive Mannschaftspunkte und (vermutlich) einen einstelligen Tabellenplatz – dann hätten wir das gesteckte Ziel erreicht.