Am Sonntag bekamen wir Besuch von den Schachfreunden aus Köln, die sich noch im Kampf gegen den Abstieg befinden (was aber mindestens für die halbe Liga gilt). Da wir außer an Brett 8 überall Elo-Favorit waren, konnten wir auf einen doppelten Punktgewinn hoffen, der sich auch recht bald abzeichnete. An Brett 2 war Martijn offenbar gut vorbereitet und brachte gegen Morawietz ein mir neues Figurenopfer im Nimzoinder, konkret 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 b6 5.Sge2 La6 6.a3 Le7 7.Sf4 d5 8.cxd5 Lxf1 9.dxe6!?. Der Kölner versank ins Grübeln und geriet im weiteren Verlauf immer mehr in Zeitbedrängnis, was sicher zum weißen Sieg beigetragen hat. Die Partie selber ging weiter mit 9.-La6 10.exf7+ Kxf7 11.Db3+ Ke8 12.e4 Dxd4 13.Se6 Dc4 14.Dxc4 Lxc4 15.Sxc7+ Kf7 16.Sxa8 Sa6 17.Sxb6 axb6 und Weiß hatte Turm und drei Bauern für zwei Figuren, ist allerdings kaum entwickelt. Wie das ganz objektiv zu bewerten ist, weiß ich nicht; entscheidend war nachher der Versuch von Schwarz, mit Lxf4 einen Bauern wieder zu gewinnen, der mit SxLc4 Txc4 0-0! widerlegt wurde. Die Rochade war lange Zeit unmöglich, auf einmal geht sie und gewinnt mit der Fesselung auf der f-Linie eine Figur, da die Deckung Txe4 kein Schach ist und darauf Lc1 geht. Turm, Läufer und drei Bauern gegen zwei Springer und zwei Bauern wurde dann sicher nach Hause gebracht. Damit war der Kampf schon entschieden, denn Dmitrii hatte gegen den Dameninder seines Gegners schnell e4 durchsetzen können, das Vollzentrum war hier Garant für den Sieg. Wladimir hatte gegen den soliden Ernst-Wolfgang „Ernstl“ Bayer wohl mal schlechter gestanden und nutzte die erste Entlastung für ein Remisangebot, was der Gegner annahm, da er seinen Vorteil als nicht mehr existent ansah. Siem wurde von seinem Gegner im Endspiel getestet – Bonnmann wollte offenbar keinen komplexen Königsinder, sondern wählte das Abtauschsystem mit dxe5 und Dxd8, was die schwarzen Gewinnchancen sehr stark minimiert und die Remisbreite sehr hoch werden lässt. Man spielte zwar noch lange, aber am Ergebnis änderte das nichts. Deutlich wechselhafter ging es bei Dirk zu. Seine Eröffnungsbehandlung überzeugte mich nicht, da muss Wacker Chancen ausgelassen haben. Ziemlich aus dem Nichts ging bei Weiß eine Qualität verloren, danach hätte Dirk wohl anders fortsetzen müssen. Nach Linienöffnung drohte Ungemach, daher musste er mit Tf8 trotz weißen L auf h6 die Qualität zurückgeben, und das Endspiel Läufer gegen Springer bei symmetrischer Bauernstellung wurde dann schnell Remis. Ich selber hatte mich vergeblich auf Wacker vorbereitet – weil einer beim KKS fehlte, bekam ich es mit Mark Helbig zu tun. In fast totremiser Stellung unternahm er mit De1+ und Se4 einen Gewinnversuch, wobei er den einfachen Rückzug Sd3 mit „Gardez“ übersehen hatte. Nach erzwungenem Damentausch ging es in ein Endspiel Turm und Springer gegen Turm und Läufer über, wobei meine Figuren aktiver waren. Er stellte dann fehlerhaft die Türme zum Tausch, so dass ich mit Ke4 und Kd5 sowie Sc5 einen Bauern zu gewinnen drohte – das nach Lxc5 Kxc5 entstehenden Bauernendspiel war aber angesichts meines aktiven Königs auf b6 gegen seinen passiven auf c8 oder b8 leicht gewonnen. Somit konnte ich meine Remisserie nach 2,5/5 endlich beenden und auf +1 klettern, womit die von mir ins Auge gefasste IM-Norm zumindest weiter denkbar ist. (Hoffentlich kommt mich das Remis gegen Goudriaan nicht mal „teuer zu stehen“, seine Bilanz ist aktuell 0,5/6…!) An Brett 8 hatte Marcel wie erwähnt als einziger Elo-Nachteil, und der wirkte sich hier aus – das gegnerische Läuferpaar hielt alles zusammen und die zunächst nur positionellen, später auch materiellen Nachteile waren nicht zu kompensieren. Beim Stand von 4,5:2,5 spielte Artur noch. Heute spielt man im Najdorf mit Lg5 nicht sofort Db6, sondern h6 – worauf sein Gegner an Stelle des kritischen Lh4 Lxf6 spielte, das kann nicht gut sein. Artur opferte dann einen Bauern mit dem typischen g5 und spielte später Lxc3. Der Minusbauer war durch die Bauernstellung des Gegners klar kompensiert und er hätte jederzeit den Bh5 abholen können, nur schien ihm wohl der Übergang ins Läuferendspiel nicht aussichtsreich zu sein. Wie es genau dazu kam, habe ich nicht mitbekommen – irgendwann hatten beide Turm, weißfeldrige Läufer und fünf Bauern, wobei die weißen Bauern auf f3 und e4 blockiert waren und der Doppelbauer auf c3 und c2 auch nicht schön aussah. Diese Vorteile konnte Artur nach und nach zum Gewinn verdichten und so das Ergebnis auf 5,5 : 2,5 hochschrauben.
Damit sind wir nach sechs Runden mit 10:2 Tabellenführer, da Mainz sich ein 4:4 gegen den ASV geleistet hat. Die Abstiegsfrage ist offener denn je, denn die auf Platz 9 stehenden Porzer spielen noch genau gegen die Mannschaften auf 7, 8 und 10. Nur Mainz und wir können rein rechnerisch nicht mehr absteigen, auch unser nächster Gegner Solingen II ist mit 7:5 noch nicht ganz auf der sicheren Seite. Diese Begegnung hätte in Solingen stattfinden sollen, wurde aber nach Aachen verlegt zum Großkampftag – in der Nadelfabrik sind Ende Februar die erste, die zweite und die dritte Mannschaft am Start. Die Solinger haben freundlicherweise zugestimmt, das Heimrecht abzugeben und dieses „Event“ zu ermöglichen – vielen Dank dafür an dieser Stelle!